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- Autor: Evelyn Netzer-Kloft
- Posted: 7. Oktober 2019
- Kategorie: Entdeckungen, Frankreich
Adieu à Pénichette Classique
Elegant ist sie nicht, sportlich ist sie auch nicht. Kennengelernt habe ich sie in einer Lektion einer meiner zahlreichen Französischkurse: die Pénichette auf dem Canal du Midi. Und sie ist mir nicht aus dem Kopf gegangen.
Sie sieht eher aus wie eine übergroße Badewanne, doch sie hat den Charme von Savoir vivre und Gauloises, und Charles Trenet; etwas von d’autrefois und „Douce France“.
So ist aber auch der Komfort der Pénichette, leicht angestaubt und von gestern. Großes Manko keinen Heckeinstieg, fatal mit einem Hund, der nicht balanzieren kann, auch der Gepäcktransport kann schnell im Wasser landen.
Deshalb haben wir uns zu unserer letzten Reise mit der Pénichette classique aufgemacht. Diese letzte Fahrt endete dort, wo unsere erste Fahrt mit ihr angefangen hat: auf der Saône.
In dem schon sehr südlich anmutendem Städtchen Mâcon haben wir das Hausboot übernommen. Nicht aber vorher auf dem Markt eingekauft zu haben. Leider waren „Les Halles“ geschlossen, aber samstags gibt es den Markt mit einem Geflügelstand. An dem ich hervorragende Hähnchenschlegel erstanden habe. Außerdem lachten mich noch schöne große Artischocken an. Ach, und noch ein paar Champignons für das Hähnchen. Den Rest wie Gewürze, Butterschmalz, Olivenöl, Essig und noch einige Produkte aus meinem Garten habe ich immer dabei.
Ja, und noch ein unvergessliches Mittagessen in dem hervorragendem Restaurant „Le poisson d’or“. Herausragende Küche mit einem wunderschönen Blick auf die Saône.
Marley durfte auch mit! Das war ein perfekter Einstieg. Auch super, dass die gepflegte Marina von Mâcon in Fußgehweite liegt.
Die Bootsübergabe war super vorbereitet und so konnten wir sofort starten. Die Saône hat auf ihren Weg von den Vogesen ordentlich an Breite zugelegt, ist aber zum Teil sehr flach. Zwingend ist die Betonnung zu beachten.
Unser erstes Ziel war La Truchère, ein Dörfchen an der Seille.
Kaum hatten wir unsere erste Schleuse dorthin passiert, kam uns der Duft von Schnecken und Froschschenkel entgegen, denn direkt auf einem Ponton der Anlegestelle gibt es das Restaurant L’Embarcadère mit einen freien Blick auf die Seille.. Schade, dass wir noch so satt waren von unserem fantastischen Mittagsmenü. Doch die Nacht haben wir hier verbracht.
Am nächsten Morgen legte sich leichter Nebel auf die Seille und der sorgte für eine ganz besondere Stimmung.
Die Seille ist ein kleines, romantisches Nebenflüsschen der Saône. Hier scheint die Welt still zu stehen. Es gibt mehr Kühe als Häuser, mehr Angler als Boote.
Mit Glück kann man den blauschillernden Eisvogel sehen und jede Menge Reiher. Eine Tour um die Gedanken schweifen zu lassen. Nur ab und an kommt eine Schleuse, die uns zurück in die Realität holt.
Während der Fahrt wurde das Geflügel für das Mittagessen bereitet. Hähnchenschenkel in einer Gemüsesauce. Die Zubereitung war nicht ganz so einfach, da der Backofen keine Grillfunktion hatte und auch nur bis maximal bis 150 Grad aufheizte. Aber irgendwie geht es immer.
Nach einer längeren Mittagspause und einem ausgiebigen Spaziergang mit Marley ging es weiter nach Louhans. Denn montags ist dort Markt und was für einer. In der gesamten Grande Rue von Louhans gibt es die endlosen Reihen von Ständen mit Bekleidung und Schuhen – also für mich weniger interessant -, aber am Place de la Charité wird es spannend. Ein Stand neben den anderen mit dem berühmten Bresse-Geflügel, aber lebend. Das war echter Stress für Marley, der brav fuß laufen musste.
Leider ist es nicht möglich in Louhans seitlich anzulegen, es geht nur das Anlegen am Heck. Das war etwas unschön, aber auch hier gibt es einen wunderbaren Weg direkt an der Seille entlang.
So legten wir nach unserem Marktgang ab. Richtung Branges, denn dort gibt es eine Dusche, denn das Duschen auf einer Pénichette ist sehr rudimentär und nur etwas für Hartgesottene. So freuten wir uns auf unsere Dusche und hofften auf einen anständigen Anlegeplatz. Der Anlegeplatz ist recht ordentlich, die Dusch soe oh lala und Branges ist auch zum Spazierengehen nicht gerade optimal. Und wie üblich sind die Geschäfte montags geschlossen! Gut das wir versorgt waren.
So tuckerten wir weiter nach Cuisery, denn dort gibt es einen Campingplatz und Duschen! Außerdem ist der kleine Anlegeplatz sehr beschaulich und lädt zu Spaziergängen ein.
Auch in den kleinen Ort Cuisery, der ein bekannter Buchort ist.
Mittwochs gibt er hier einen kleinen Markt.
Nach unserem Spaziergang wartet bereits unser nächstes Ziel: Tournus. Dort hatten wir echt Glück, denn es gibt dort nur wenige Anlegemöglichkeiten für Freizeitschipper, aber ein Boot legte ab und wir konnten längsseits festmachen. Es war Mittagszeit und wir hatten uns das „Aux Terrasse“ ausgesucht. Voller Erwartung machten wir uns auf den Weg, wir sahen nicht gerade „aufgebrezelt“ aus und Marley war auch dabei, reserviert hatten wir auch nicht. Aber kein Problem, das Restaurant ist relativ groß und hat einen sehr professionellen, freundlichen Service. Wunderbar! Auch das Menü war exzellent.
Erwähnen möchte ich noch, dass zum Brot Beurre AOP von Etrez serviert wird. Herrlich cremig und vollmundig, in Tournus ist diese in der Fromagerie Giroud erhältlich. Unglaublich! Tournus hat mit nur ca 5.500 Einwohner vier „1-Sterne-Restaurants“!
Doch neben den kulinarischen Genüssen bietet Tournus auch kulturelles, ein Besuch der Abteikirche Saint-Philibert sehr zu empfehlen und beeindruckt auch durch die frühromanische Architektur. Das Herz der Kirche ist in diesem Jahr vor tausend Jahren geweiht worden!
Tournus hat uns sehr gut gefallen auch weil es etwas beschaulicher ist, wollten wir diesen Zauber nicht durch eine größere Stadt verlieren und sind nicht nach Chalon-sur-Saône gefahren, sondern nach Pont-de-Vaux.
Reife Äpfel aus unserem Garten warteten auf eine Zubereitung. Mehl, Zucker, Zimt hatte ich in meiner Zauberkiste und so wurde schnell ein Apfelcrumble zubereitet.
Der Hafen von Pont-de-Vaux liegt an einem Nebenkanal und mag im Sommer recht belebt sein.
Als wird dort ankamen, wirkte er eher etwas verschlafen. Doch es gibt eine Dusche! Und einen Supermarkt! Und man kann am Kanal spaziergehen. So verbrachten wir eine Nacht hier in der Marina. Doch wo sollte es an unserem vorletzten Tag hingehen?
La Trouchère! Und jetzt einem Besuch im L’Embarcadère! Schon bei der Ankunft reservierten wir einen Tisch im Restaurant. Zum Mittagessen gab es deshalb „nur“ die Artischocken.
Das schöne Wetter lud uns zu einem herrlichen Spaziergang an der Seille ein und Marley war in seinem Element. Auf einmal war er verschwunden und kam pudelnass zurück. Doch bis zum Abend war er wieder trocken. Und jetzt gab es die echte Burgunderküche! Sehr lecker und sehr freundlicher Service. Auch die Pizza!!!!
Über Nacht wechselte das Wetter und am Morgen gab Schnürlregen. Die Heizung in einer Pénichette ist nicht gerade sehr zielgerichtet und so kamen wir mit klammen Händen und etwas durchgefroren in Mâcon an. Doch kein Problem ein kleiner Spaziergang führte uns zum Maison Mâconnaise Des Vins, in dem sich auch ein Restaurant befindet, das sehr, sehr gut besucht ist, besonders mittags. Aber wir hatten Glück und bekamen einen Tisch und auch hier wieder gute Burgunderküche. Anschließend konnten wir noch etwas Wein aus der Region einkaufen.
Da wir uns bis dato nur zurückhaltend mit französischen Weinen auseinandergesetzt haben, war vieles für uns Neuland. Besonders die Weine aus dem Beaujolais haben mich sehr überrascht. Ich kenne Weine aus der Gamaytraube eher aus der Schweiz. Dort sind es relativ leichte Rotweine, aber in Mâcon habe ich Weine aus dem Beaujolais probieren können, die Ecken und Kanten hatten, sehr interessant.
So unproblematisch die Übernahme war, konnten wir auch das Boot wieder übergeben und Abschied nehmen von unserer Pénichette classique.